Das Gebäude in der Geeststraße 134 ist seit 32 Jahren eine Bauruine. Es hat vielfache Anstrengungen gegeben, mit dem Eigentümer eine vernünftige Lösung für seine Liegenschaft zu finden, bisher ohne Erfolg. Tragisch für die umliegenden Anwohner des Lindenhofviertels, tragisch aber auch in dem Sinne, dass es sich bei diesem Haus um das Jugendwohnhaus von Hans Koschnick handelt. Es ist an der Zeit, diesem Ort seine Würde zurück zu geben.
(Christina Vogelsang, 2021)
"Das Haus war durch und durch politisch versippt..."
buten un binnen-Sendung vom 05.06.2005 "buten un binnen besucht Gröpelingen". Ulla Hamann interviewt Hans Koschnick.
(c) sämtliche Rechte liegen beim Sender
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Erbaut Anfang des 20. Jahrhunderts...
Es ist nicht genau bekannt, wann das Gebäude in der Geeststraße 134 erbaut wurde. 1903 taucht es zum ersten Mal in den Bremer Adressbüchern auf, was aber daran liegt, dass Gröpelingen erst zu diesem Zeitpunkt nach Bremen eingemeindet worden ist. 1905 befand es sich im Umbau. Es ist anzunehmen, dass es vorher ein einfaches Haus mit Erdgeschoss und Dachgeschoss gewesen ist: Dann wurde es mindestens um ein Stockerk erweitert und eine Bäckerei integriert. Der Bebauungsplan links zeigt ein Austauschverfahren von Grundflächen (unterzeichnet 1910) seitens der Stadt Bremen mit den Eigentümern der Geeststraße 130, 132 und 136. Das Haus 134 konnte vermutlich nicht in das Verfahren einbezogen werden, da die Grundflächen der Geeststraße mit denen zur Bremerhavener Straße hin getauscht wurden und der Teil auf dieser Höhe bereits bebaut war.
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Das Haus von Koschnicks Großeltern...
"Hans ist fünf Jahre alt, als die Gestapo 1934 seine Mutter abholt. (...) Hans lebt während der Haft seiner Mutter bei Großvater Heinrich und Großmtter Friederike Klusmeier in Bremen. (...) Nach ihrer Haftentlassung kehrt die Mutter zurück in ihr Elternhaus nach Bremen und versucht zuerst einmal Arbeit zu finden. (...) Als Hans gerade eingeschult wird, findet die Mutter schließlich doch Arbeit bei einem Lübecker Zuckerwarenhändler (...) Für sie und ihren kleinen Sohn bedeutet das getrennt zu sein. Hans sieht seine Mutter in diesen Jahren nur selten. Im Hause der Großeltern Klusmeier hat auch Johannes ältere Schwester mit ihren drei Kindern Hanna, Heinz und Edith eine Wohnung. So lebt Hans zwar in einem Familienverband, den die Großeltern zusammenhalten, aber er muss ohne seine Eltern auskommen.
Großvater Klusmeier ist Veteran des Ersten Weltkrieges. Seine Veranlagung zu Asthma ist duch den Gaseinsatz auf dem Schlachtfeld ausgebrochen. So muss er Ende der Zwanzigerjahre seine Arbeit als Maurer aufgeben. Die Mieteinnahmen aus einem Fünf-Familien-Haus mit einer Bäckerei im Erdgeschoß hält die Familie über Wasser."
(Aus: Karla Müller-Tupath - Hans Koschnick. Trennendes überwinden. S. 9-10)
Großvater Klusmeier ist Veteran des Ersten Weltkrieges. Seine Veranlagung zu Asthma ist duch den Gaseinsatz auf dem Schlachtfeld ausgebrochen. So muss er Ende der Zwanzigerjahre seine Arbeit als Maurer aufgeben. Die Mieteinnahmen aus einem Fünf-Familien-Haus mit einer Bäckerei im Erdgeschoß hält die Familie über Wasser."
(Aus: Karla Müller-Tupath - Hans Koschnick. Trennendes überwinden. S. 9-10)
Ein Haus in seiner Umgebung...
Ein Haus mit Dach...
Das Foto wurde aus einem Dachfenster der Goosestraße Anfang oder Mitte der 80er aufgenommen. Es ist eines der wenigen Zeitdokumente, die das Haus in seiner ursprünglichen Form zeigen.
Die Bücherkiste aus der Toreinfahrt...
Seit dem Jahre 1987 befindet sich im Bremer Focke-Museum eine Bücherkiste der Familie Koschnick, die in der Toreinfahrt der Geeststraße 134 gefunden wurde. Es handelt sich bei den Büchern um die politische Literatur von Johannes Koschnick, einem Sekretär der RGO-Gewerkschaft und Koschnicks Vater, sowie seinem Schwiegervater, der ein alter USPD-Anhänger war. Sie taten das, was viele Arbeiter nach der Machtübernahme der Nazis 1933 taten, sie versteckten Parteimaterialien, Fahnen und Bücher, um sie vor möglichen Hausdurchsuchungen in Sicherheit zu bringen.
Die Kiste wurde bei Bauarbeiten des jetzigen Immobilieneigentümers gefunden und an das Museum übergeben.
Die Kiste wurde bei Bauarbeiten des jetzigen Immobilieneigentümers gefunden und an das Museum übergeben.
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